Das Aufsuchen und Beobachten von
Planeten am Taghimmel

Planeten am Taghimmel zu beobachten ist eine sehr reizvolle Aufgabe in der Amateurastronomie.
Am Taghimmel lassen sich vor allem die beiden inneren Planeten von unserem Sonnensystem, Merkur und Venus, besser beobachten als wenn diese am Morgen oder Abendhimmel stehen und dadurch von der zunehmenden Luftunruhe schwieriger beobachtbar sind.



Warum eigentlich Planeten am Tag beobachten?


Lichtweg durch die Lufthülle
Steht ein Planet bei der Beobachtung in der Nähe des Meridian, seinen höchsten Punkt im Laufe der Tages, dann ist der Weg des (von der Sonne reflektierten) Lichts vom Planeten durch die Lufthülle der Erde geringer als wenn nahe am Horizont beobachtet wird.
In der Nähe des Meridians muss durch weniger durchaus turbulente Luftschichten beobachtet werden als wenn nahe am Horizont beobachtet wird.
Die geringere Dicke der Luftschichten ergibt ein besseres Bild als ein Blick durch die dickere Luftschicht in Horizontnähe, die eine größere Luftunruhe oder ein schlechteres Seeing mit sich bringt.

Das weit aus bessere Bild in der Nähe des Meridians ist im Okular deutlich zu sehen. Während Venus am Abendhimmel sehr unruhig im Okular steht und sich nur schwierig scharfstellen lässt, ist sie am Taghimmel, idealerweise an ihrem höchsten Stand über dem Horizont, sehr ruhig im Okular.
Ein weiterer Vorteil ist es, das dass überstrahlen besonders der Venus im Okular vermieden wird.



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Der Himmel und die Bedingungen.


Mond am Taghimmel
Um am Taghimmel überhaupt an Planeten oder auch an hellen Sternen heranzukommen ist die Qualität des Himmels wesentlich wichtiger und entscheidender als die Bedingungen am Nachthimmel.
Während am Nachthimmel durch eine dünne Dunst oder Nebelschicht die Planeten und die hellen Sterne immer noch zu sehen sind, kann auch nur geringer Dunst eine Beobachtung am Tag vereiteln.
Das Sonnenlicht wird am Tag an den in der Luft erhaltenen Areosolen, z.B. Staub- oder Ruß oder Wassertröpfchen, stark gestreut und trägt zu einer großen Aufhellung des Himmels und damit auch zu einer Aufhellung des Hintergrunds im Okular bei. "Vor" diesem aufgehellten Hintergrund verlieren die Planeten und hellen Sterne am Taghimmel schnell an Kontrast und werden unauffindbar und damit auch unbeobachtbar.

Für die Beobachtung am Taghimmel ist ein blauer Himmel essenziell. Je blauer der Himmel erscheint, um so einfacher lassen sich Planeten am Taghimmel beobachten.
Um die Qualität des blauen Himmels bestimmen zu können gibt es einfache Methoden:

Mit der Daumenprobe wird die Sonne mit dem Daumen der Hand abgedeckt. Erscheint dann um die abgedeckte Sonne nur ein geringer Streulichthof, spricht das für einen transparenten und wenig verschmutzten Himmel.
Der Mond ist ebenfalls eine große Hilfe, um die Qualität des Himmels zu bestimmen: Ist der Mond wie im Bild mit den freien Augen am Himmel gut zu sehen, so weist auch dieses auf einem transparenten Himmel hin.

Venus am Taghimmel
Bei guten Bedingungen ist die Venus auch recht gut mit den freien Augen zu sehen, wie auf dem Bild links.
Mit einem Klick in das Bild öffnet sich ein größeres Bild. Die Venus steht nahe am oberen Bildrand in Bildmitte.
Das Bild ist in den Alpen am Radsee in der Nähe vom Silvretta Stausee entstanden. Die Venus konnte ich deutlich mit den freien Augen sehen.


Gefahren durch die Sonne.


Vor der Konjunktion Nach der Konjunktion

Bei der Beobachtung der Sichelgestalt der Venus und auch vom Merkur in den Tagen vor und nach der Unteren Konjunktion muss einem bewusst sein, das hier in der Unmittelbaren Nähe zur Sonne beobachtet wird.
Ein Blick in die Sonne ohne geeignetem Sonnenfilter ist unbedingt zu vermeiden!

In den Tagen vor der Unteren Konjunktion steht die Venus oder der Merkur östlich oder "links" von der Sonne.
Bei einem Teleskop ohne Nachführung oder bei geöffneten Achsklemmungen läuft dann die Sonne gefahrlos vom Teleskop weg (Bild 1).

Anders ist die Situation in den Tagen nach der Unteren Konjunktion:
Die Sonne läuft dann auf ein nicht nachgeführtes Teleskop zu (Bild 2).
Es kann dann durchaus vorkommen, dass das ungefilterte Sonnenlicht bei Beobachtungspausen in das Teleskop gelangt und dort Schäden verursacht, oder schlimmer, das durch einen unbedachten Blick in das Okular das Auge schwer beschädigt wird.

Es ist deshalb sehr zu empfehlen, das Teleskop bei Beobachtungspausen nach Osten (oder links der Sonne) von der Sonne weg zu schwenken und die Optik abzudecken.
Okular
Es ist wichtig die Vergrößerung und damit auch das Gesichtsfeld am Himmel dem Abstand der Venus zur Sonne anzupassen.
Wird in den Tagen vor oder nach der Unteren Konjunktion das die Vergrößerung zu gering und damit das Gesichtsfeld zu groß gewählt, kann sehr schnell ungefiltertes Sonnenlicht in das Okular und damit in das Auge gelangen. Dazu muss die Sonne selbst nicht ins Gesichtsfeld geraden, es reicht schon wenn die Sonne im geringen Abstand zum Gesichtsfeld steht. Es wird dann schnell sehr hell im Okular.
Ein dunstiger Himmel, der das Sonnenlicht stark streut bringt zu viel Licht in das Okular, obwohl die Sonne nicht in der Nähe vom beobachteten Feld steht.
Je näher ein Planet an der Sonne aufgesucht wird, um so höher muss die Vergrößerung und um so kleiner muss das Gesichtsfeld sein.

Möglichkeiten um das Sonnenlicht abzuschirmen sind zum einem im Schatten von Gebäuden zu beobachten.
Das Teleskop wird so positioniert, das die Sonne von einem Gebäude verdeckt wird, der Planet aber gesehen werden kann. Die Beobachtungszeit wird dadurch aber immer geringer je näher der Planet zur Sonne kommt.
Eine weitere Möglichkeit ist, eine (Papp-) Blende am Tubus auf der Seite der Sonne anzubringen, damit das Sonnenlicht abgeschirmt wird.



Hilfsmittel für das Aufsuchen der Planeten.


1.) Kompass.

Kompass
Um eine parallaktische Montierung am Feld nach Norden ausrichten zu können, benutze ich einen einfachen Kompass, den ich über das Stativ der Montierung halte.
Mit dem Kompass kann ich meine Montierung so genau einnorden, das auch bei langer Brennweite und hoher Vergrößerung ein Objekt kaum aus dem Gesichtsfeld vom Okular heraus läuft.
Der Kompass sollte nur nicht zu klein sein, und ein großer Vorteil ist es, wenn die Kompassnadel ölgedämpft ist.
2.) Koordinaten.

SkySafari
Das wichtigste um Planeten am Taghimmel aufzufinden sind aktuelle Koordinaten.

Für eine parallaktische Montierung benötige ich die Koordinaten in Rektaszension und Deklination, für eine azimutale Montierung die Koordinaten vom Azimut und der Elevation, passend für den jeweiligen Beobachtungsort vom Objekt das ich beobachten möchte.

Besonders für eine azimutale Montierung nutze ich die App "SkySafari".
Zusammen mit der Standortfunktion vom Smartphone berechnet die App fortlaufend die Koordinaten für den Azimut und der Elevation passend für die aktuelle Zeit.

Cartes du Ciel

Das Programm das ich überwiegend zum Einstellen der parallaktischen Montierung nutze ist "Cartes du Ciel"
Mit diesem Programm lassen sich mit wenigen Mausklicks die aktuellen Koordinaten der Planeten anzeigen. Auch die Abstände zwischen z.B. der Sonne und der Venus lassen sich unkompliziert berechnen, was gerade bei Beobachtungen der Unteren Konjunktion sehr nützlich ist.

3.) Elektronisches Winkelmessgerät.

Elektronisches Winkelmessgerät
Dieses kleine Gerät ist eine große Hilfe um die Elevation eines Planeten an der azimutalen Montierung einzustellen.
Die genaue Vorgehensweise beschreibe ich weiter unten.


Das fokussieren vom Teleskop am Taghimmel.


Zum fokussieren am Taghimmel nutze ich verschiedene Möglichkeiten:

  1. Die Sonne.
  2. Den Mond.
  3. Irdische Objekte.
  4. Skalen auf dem Okularauszug oder das ausmessen der Stellung vom Okularauszug.

1.) Fokussieren an der Sonne:

Sehr wichtig beim fokussieren an der Sonne ist ein geeigneter und zum Teleskop passender Frontfilter der Dichte ND 0.5 (visuell).
Da ich Planeten am Taghimmel meist nach der Beobachtung der Sonne am Himmel aufsuche, passt der Fokus von der Sonnenbeobachtung mit Sonnenfilter auch für die Beobachtung der Planeten ohne Frontfilter.
Bei dieser Methode darf der Sonnenfilter erst dann vom Teleskop abgenommen werden, nachdem das Teleskop zum Ort des Planeten gebracht wurde. Würde der Sonnenfilter schon abgenommen werden, wenn das Teleskop noch auf die Sonne ausgerichtet ist, gerät das ungefilterte Sonnenlicht in das Teleskop, was Schäden an diesem verursachen kann, und noch viel schlimmer, irreparable Schäden an den Augen verursacht wenn in das ungefilterte Sonnenlicht geblickt wird.

2.) Fokussieren am Mond:

Ist der Mond am Taghimmel zu sehen, was ein Hinweis auf eine gute Qualität der Transparenz ist, kann dieser zum fokussieren vom Teleskop verwendet werden.
Steht der Mond nicht zu nahe an der Sonne, kann völlig gefahrlos am Mond scharfgestellt werden.
Wird der Mond in den Tagen vor Neumond am Taghimmel aufgesucht, dann steht dieser westlich der Sonne. Bei einer nicht nachgeführten Montierung oder einer abgeschalteten und/oder mit geöffneten Klemmen parallaktischen Montierung kann die Sonne in das Gesichtsfeld vom Teleskop hineinlaufen. Nach Neumond, wenn der Mond östlich der Sonne steht, besteht diese Gefahr nicht.

3.) Irdische Objekte:

Freileitungsmasten die weit entfernt sind bieten sich zum fokussieren eines Teleskops an.
Ich suche mir dazu möglichst weit entfernte Mastspitzen an denen ich meine Teleskope scharfstelle.

4.) Skalen auf dem Okularauszug oder das ausmessen der Stellung vom Okularauszug:

Okularauszug
Sehr hilfreich ist es, wenn der Okularauszug über eine Skala verfügt.
Ich habe mir die Position vom Okularauszug inklusive Zenitspiegel und dem Aufsuchokular bei einer Mondbeobachtung vermerkt. Um verschiedene Okulare einsetzen zu können, ist eine Tabelle in der die verschiedenen Stellungen vom Okularauszug eingetragen werden sehr hilfreich.
Okularauszug
Bei einem anderen Teleskop, an dem mir diese Möglichkeit nicht zur Verfügung steht, messe ich die Position vom Okularauszug inklusive Zenitspiegel und dem Aufsuchokular mit einem Maßstab aus.
Okularauszug
Ein wenig schwierig wird es, wenn am Teleskop beide Möglichkeiten nicht angewendet werden können, wie am Maksutov Cassegrain der nur über einen Drehknopf zum fokussieren verfügt.
An diesem Teleskop kommt nur das fokussieren an der Sonne mit Sonnenfilter, am Mond oder an irdischen Objekten in Frage.



Das Aufsuchen der Planeten mit einer azimutalen Montierung.


Von der weiter oben beschrieben APP "SkySafari" lasse ich mir passend für meinem Standort und der Uhrzeit an der ich beobachte die Koordinaten in Azimut und der Höhe über dem Horizont anzeigen.

Skala
An dem Getriebeneiger, den ich zur Tagbeobachtung verwende ist eine Azimutskala angebracht.
Ausgehend von der Sonne, die ich zuvor mit einem Sonnenfilter eingestellt habe, kann ich abschätzen wie weit ich die Azimutachse drehen muss, bis ich am Ort der Planeten bin.
Winkelmessgerät
Das Winkelmessgerät hat an der Unterseite vom Gehäuse Magneten verbaut. An der Alu-Prismenschiene habe ich Blechscheiben aufgeklebt, auf die ich das Winkelmessgerät setze.
Den abgelesene Wert aus der APP bringe ich mittels der Höhenachse der Montierung zur Deckung.

Mit dieser Methode habe ich z.B. die Venus mit dem Maksutov Cassegrain bei einer Vergrößerung von 35x und einem Gesichtsfeld von 1,5° meist auf Anhieb oder nur mit wenig Suchen im Okular.


Das Aufsuchen der Planeten mit einer parallaktischen Montierung.


Meine eigenen Beobachtungen.


Venus:

Oktober und November 2020.
80mm, ƒ 5 Refraktor, 110, ƒ 9,4 Maksutov Cassegrain.

Im Oktober und November 2020 suchte ich die Venus mit Teleskopen auf einem Fotosttiv am Taghimmel auf.

Juli und August 2015.
150mm, ƒ 20 Schiefspiegler.

Ich konnte im Juli und August für 14 Tage die Venussichel am Taghimmel verfolgen. Die untere Konjunktion am 15. August konnte ich nicht sehen, denn am 14. August war der letzte sonnige Tag.

Zu dieser Beobachtungsserie habe ich einen Artikel veröffentlicht: Venus wird zur Sichel.


8. und 12. Januar 2014.
150mm, ƒ 20 Schiefspiegler.

Am 8. Januar 2014 konnte ich Venus kurz vor der unteren Konjunktion beobachten, am 12. Januar 2014 nur einen Tag nach der unteren Konjunktion.
Bei beiden Beobachtungen zeigte sich im Okular eine sehr feine und schmale Venussichel.
Durch die Beobachtung vor und nach der unteren Konjunktion konnte ich auch gut die Drehung der Venussichel erkennen.

Zu diesen Beobachtungen habe ich auch einen Beobachtungsbericht geschrieben.


21. März 2009, 900 UT.
80mm, ƒ 11,4 Refraktor, Vergrößerung 103x.

Sehr auffällig. Hell und gut sichtbar.
Sehr schmale und helle Sichel.
Die Sichel ist nach Norden offen. Die Spitzen sind deutlich schwächer als der Mittelteil.


März 2009, 1230 UT.
80mm, ƒ 11,4 Refraktor, Vergrößerung 50x.

Sehr deutlich zu sehen, großer Kontrast zum Hintergrund.
Die Sichel ist sehr fein und schmal. Nach Westen offen.


Planetenbedeckungen durch den Mond:

10. Mai 2008, von 1130 bis um 1315 UT.
Bedeckung vom Mars durch den Mond.

80mm, ƒ 11,4 Refraktor, Vergrößerung bei allen Beobachtungen ist 103x.

Mars habe ich schon 1130 UT gefunden.
Er ist gut zu sehen und hebt sich durch seine Farbe gut vom Hintergrund ab.

Merkur habe ich um 1145 UT beobachtet.
Helles Scheibchen, gut zu sehen.
Merkur hat einen hohen Kontrast zum Hintergrund.

Marsbedeckung, Eintritt:
Ab ca. 1200 UT hatte ich den Mond und den Mars zusammen im Okular.
Die Grenze vom unbeleuchteten Mondrand konnte ich nicht erkennen, sondern ich musste sie abschätzen.
Die Bedeckung war um: 12 Uhr 13 Min. 55 Sek. UT.
Mars verschwand sehr schnell. Er war aber nicht plÖtzlich weg, sondern wurde kontinuierlich schwächer.

Marsbedeckung, Austritt:
Ich habe Mars beim Austritt um 1315 UT nicht sofort gesehen, sondern erst als er ein kleines Stückchen vom Mond entfernt war.
Der Kontrast zum beleuchteten Mondrand ist groß.